Lade Veranstaltungen
11.04.2014 - 11.07.2014

I Want to Do to You What Spring Does to Cherry Trees

arrow left arrow right

Gina Folly (*1983, lebt in Basel und Zürich) befindet sich aktuell mitten in der Abschlussphase ihres Masterstudiums an der Zürcher Hochschule der Künste. Im Vorfeld hat sie Fotografie studiert, sich im Verlaufe der Jahre aber auch wieder stark von der reinen Fotografie zu distanzieren versucht. Für die Ausstellung der COALMINE wird sie ihren fotografischen Hintergrund auf bildtechnischer Ebene genauso thematisieren wie in Form eigens für die Ausstellung geschaffener Skulpturen und Videos. Für ihre Masterarbeit entwickelt die Künstlerin u.a. ein Künstler-Kochbuch. Die Arbeitsweise von Gina Folly ist vielfältig und immer wieder voller Überraschungen. So hat sie zusammen mit Martin Stoecklin zum Beispiel 2012 im Offspace Le Foyer in Zürich in einem Gespräch das Format des durch einen Diavortrag kommentierten Reiseberichtes aufgenommen. Sie zeigten analoge Fotografien, die während zwei voneinander unabhängigen gemachten Reisen in Los Angeles und in Indien entstanden sind. Die für das Gespräch im Le Foyer angelegte Materialsammlung diente dazu, Ordnungskriterien für abgebildete Materialien und Formen zu entwickeln. Dabei standen die Wahrnehmungs- und Realitätsebenen des Bildes, die bildhafte Qualität von Objekten und die objekthafte Qualität von Bildern zur Diskussion.

In ihrem aktuell jüngst gezeigten Projekt zur «Regionalen» Ausstellung in Basel (November 2013 bis Januar 2014) hat sie sich ausgiebig mit der Domestizierung von Natur beschäftigt. Ihre vielschichtigen Installationen waren in der Kunsthalle Basel sowie im Kunsthaus Baselland zu sehen. Gewisse Werke brauchten eine besonders fürsorgliche Hand der Künstlerin. Neben der Arbeit mit Fotografien auf Badetüchern war man vor allem mit dem Spriessen und Wachsen verschiedener Pflanzen konfrontiert. Im Gesamten zeigte die Künstlerin 20 Jungpflanzen: darunter Rettich, Bohnenarten, Bambus, Ingwer, Physialis und exotisch wirkende Sukkulenten. Für ihre Installation hat sie diese in einer Installation mit dem Titel «Untitled (Edamame, Daikon, Bambus, Physialis peruviana, Cacteaceae, Lithops, Horenso)» auf filigranen Sockeltischen drapiert. Am Boden daneben stand eine gefüllte Pet-Flasche, so konnten Aufsichten oder Besucher die Pflanzen eigenhändig bei Gutdünken mit Wasser versorgen. Neben Tageslicht und Wasser werden die Pflanzen zusätzlich mit einer Musik des Komponisten Stephen Lumenta versorgt: Dschungelgeräusche, afrikanische Gesänge und zeitgenössische elektronische Kompositionen wechseln sich ab.

Die Idee zu diesen Pflanzeninstallationen kam der Künstlerin nach eigenen Angaben während einer Japan-Reise. In Japan seien Pflanzengruppen dieser Art oft anzutreffen – meist flankiert mit gefüllten Pet-flaschen, damit man sie jederzeit giessen kann. Neben ihrem Hang zur Pflanzenwelt interessiert sie sich vor allem für das ausgeprägte Bedürfnis des Menschen zur Domestizierung. Dabei zählt für sie vor allem der ästhetische Schritt des Heraus-Nehmens aus der Natur und Inszenierens in einer neuen, künstlichen, urbanen Umgebung. Eine leichte Kritik mag ihren schönen Installationen innewohnen, denn auch mit grossem Bemühen, die Pflanzen am Leben zu erhalten, gedeihen nicht alle genannten Vertreter reibungslos.

Ihren Arbeiten liegen meistens Fotografien zu Grunde. Fotografin ist auch der Beruf, den sie erlernt hatte, bevor sie ihr Kunststudium ergriff, und den sie neben ihrer künstlerischen Tätigkeit noch immer ausübt. Klassische Fotokunstwerke findet man in ihrem Œuvre aber nicht. Aber die Kamera ist stets dabei, wenn sie unterwegs ist. Mit ihr hält sie ihre Eindrücke fest, die später in einem Kunstwerk ihren Ausdruck finden. Dennoch sind in Gina Follys Werk durchaus auch Fotografien zu finden. Zum Beispiel in der Installation «Imagine the space between your hand and what it holds, #1-#5», die im Oberlichtsaal der Kunsthalle Basel zu sehen ist. Sie besteht aus Schwarzweiss-Fotos von jungen zeichnenden Menschen, die sie von einem Online-Geschenkshop auf Badetücher drucken liess und über unterschiedlich dimensionierte Metallgestelle gehängt hat. Gefunden hat Gina Folly die Bilder in einem Fotoband des grossen Schweizer Fotografen Gotthard Schuh. Ein Zufallsfund, wie sie erklärt. Denn eigentlich sei sie auf der Suche nach Abbildern von Tieren gewesen, weshalb sie zu Schuhs Fotoband «Tiermütter im Zoo» gegriffen habe. Auf den ersten und letzten Seiten des Buches, das, wie aus dem Titel klar hervorgeht, in erster Linie Tierbilder enthält, habe sie dann die Bilder der zeichnenden Menschen gefunden, die sie zu diesem Werk inspiriert hätten. Die Arbeit mit den Tierbildern wird nun in der COALMINE eine Rolle spielen. Auch hier wird die Künstlerin sich der Pflanzenwelt zuwenden und grossformatige Ingwer-Gewächse präsentieren, die heute für Wellness und feel good stehen und in Form von Sushi-Beilage, Ingwer-Tee oder -Dragees konsumiert werden. Weitere Fetish-feel-good-Objekte werden in der Ausstellung ihren Platz finden und für Community und Freundschaft im digitalen Zeitalter stehen. Nie hat man mehr nach alternativen Feel-good-Objekten verlangt als heute. Die Ausstellung wird von Alexandra Blättler kuratiert. Alle Bilder dürfen nur im Zusammenhang mit dieser Ausstellung verwendet werden, unter Angabe des Copyrights: Gina Folly/COALMINE