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12.01.2005 - 24.03.2005

Violent Order

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Ausstellung im „Raum für zeitgenössische Schweizer Fotografie“: 12. Januar bis 24. März 2005

Der in Zürich lebende Fotograf Raffael Waldner (*1972) präsentiert unter dem Titel „Violent Order“ in der Winterthurer Coalmine Fotogalerie zwei Werkgruppen, die auf den ersten Blick gegensätzlicher nicht sein könnten. Zum einen zeigen Waldners Bilder eine Serie von idyllischen Sujets, bilden Pflanzen ab, wie wir sie bei jedem Waldspaziergang sehen können; zum andern führt er uns eine Reihe von Fotografien vor, welche offenkundig die Dokumentation von Unfallwagen zum Inhalt haben.

Beide Lesarten, die sich vordergründig aufdrängen, sind falsch. Oder zumindest nur halb-richtig. Richtig ist, dass es sich bei den abgebildeten Pflanzen um Pflanzen, bei den Unfall-autos um Unfallautos handelt. Falsch ist, dass die Pflanzen in einer natürlichen Umgebung vorgefunden wurden, dass die Wagen, wie etwa beim Polizeifotografen Arnold Odermatt, zu Dokumentationszwecken in der chronologischen Reihe ihres Unfallschicksals erfasst wur-den. Die Bäume, Sträucher und Farne – alle in einer nächtlichen Szenerie aufgenommen – befinden sich in Tat und Warheit nicht in der freien Natur, sondern in den Royal Botanic Gardens in London, wo sie bereits seit dem 19. Jahrhundert als frühe Simulationsform Natür-lichkeit suggerieren. Und die Wracks von gehobenen Mittelklassewagen, die Waldner oft nur im Detail zeigt, stehen in einer Einstellhalle irgendwo im Niemandsland der Agglomeration.

Diese Kontextverschiebung, die bereits im Ausstellungstitel angedeutet wird, ist eminent für die Arbeitsweise des Künstlers und für die Ästhetik seiner Bilder, der eine unaufdringliche Künstlichkeit eignet. Die Fotos geben Augenzeugenschaft vor, behaupten, bei der Karambo-lage quasi dabeigewesen zu sein oder, im Falle der Dschungel- und Gartenbilder einen authentischen Blick in eine idyllische natürlich gewachsene Szenerie zu werfen. Und doch handelt es sich in beiden Fällen um kulturelle Konstrukte, um Bild gewordene „cultural studies“ im besten Sinne.

Kurator: Pietro Mattioli

Christoph Doswald