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23.06.2017 - 30.09.2017

I am not someone who dreams

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23. Juni bis 30. September 2017
Vernissage: Donnerstag, 22. Juni 2017, 18.30 Uhr
Ab 19 Uhr: Begrüssung und Einführung: Claudia Jolles (Kunstbulletin) und Igor Elukov
Die Ausstellung ist kuratiert von Katri Burri.

Die Coalmine realisiert die erste Soloschau des jungen russischen Fotografen Igor Elukov. Gezeigt wird eine Auswahl von 58 Aufnahmen aus einer Serie über das Leben seiner Familie in einem Dorf in Archangelsk, einem Bezirk im Norden von Russland. Die Gegend wird geprägt durch lichte Birkenwälder, entlegene Dörfer und karge, weitläufige Landschaften. Die Menschen ernähren sich meist noch in traditioneller Form durch Rentierzucht, Jagd und Fischfang. Die Fotografien vermitteln Eindrücke eines harten, asketischen Lebensstils. Zudem spürt man, dass der Künstler die Bilder mit derselben hochkonzentrierten Geistesgegenwart geschossen hat, mit der seine Verwandten den Auslöser ihrer Gewehre drücken. Es sind Momentaufnahmen, die uns deren tief verwurzelte, über Jahrhunderte erprobte, traditionelle Lebensweise beinahe physisch vor Augen führen. Elukov schreibt dazu: «Die Hälfte der Fotos wurde zuhause in meinem Heimatdorf gemacht oder hundert Meter vom Haus entfernt. Ich habe mir gesagt: Ich fotografiere mein eigenes Leben. Zwar leben in dieser Region auch andere nördliche Völker, die sich mit der Rentierzucht und anderem befassen. Das ist sehr schön, aber es ist nicht mein Leben, und ich will nicht von etwas erzählen, was ich schlecht kenne.»

Elukovs Fotografien sind höchst gegenwärtig und doch eingebettet in unterschiedliche Zeitstränge. Sie spiegeln die Erfahrungen des jungen Künstlers, die generationenübergreifende Realität der dortigen Steppenvölker, die Lebenszyklen der unter dem Schnee ruhenden Natur, den Tod der erlegten Tiere sowie der sowjetische Zeitgeist in den stalinistischen Bauten. In den Bilder mischt sich die Sehnsucht nach dem Leben mit einer Ehrfurcht vor dem harten Überlebenskampf und der steten Gefährdung in der arktischen Natur. Wenn Elukov seine Aufnahmen kommentiert, wird deutlich, dass aus ihm auch ein Maler oder Filmemacher spricht, der sich in einer künstlerischen Tradition zwischen Bruegel und Tarkowski verortet. Fotografie ist für ihn ein Mittel zum Zweck, ein Medium der Erkenntnis und der Meditation. So sagt er über sich: «Man weiss nie, wo einen die Überraschung erwartet, doch man muss dafür bereit sein – für die eigenen Bilder bereit sein. Ich beobachte die Aussenwelt mit derselben Aufmerksamkeit wie mich selbst. Und manchmal beginnt das, was ich vor mir sehe, die Linien und Punkte, in mir zu schwingen, und lässt ein tiefes ontologisches Bewusstsein des Lebens erwachen. Ich weiss nicht, was dies ist, doch es ist genau dieser Moment, in welchem ich den Auslöser drücke.»

Mit Elukov ist in Winterthur ein junger Dokumentarfotograf zu entdecken, dessen Schwarzweissaufnahmen weit über das Dokumentarische hinaus führen. Sie lassen vielmehr die Realität wie einen Schleier erscheinen, hinter dem sich ein hochsuggestiver geistiger
Freiraum öffnet.

Veranstaltungen
Künstlergespräch mit Igor Elukov
Freitag 23. Juni. 2017, um 12.15 Uhr im KEYSTONE-Foyer im 4. Stock, an der Grubenstrasse 45, 8045 Zürich Kulturnacht Winterthur
Samstag 23. September 2017, 17 Uhr
Sebass Balkan Beats & Melodies, 30 Minuten
Molton zu Gast in der Coalmine

Biografie
Igor Elukov wurde 1991 in Kirov geboren. Parallel zur Grundschule durchlief er die Kunstschule und trat 2006 in die höhere Schule für grafisches Design ein. Die Zeit verbrachte er angeblich mehrheitlich in der Bibliothek mit Malen und Zeichnen. 2010 schloss er die Schule ab, doch er blieb dann zwei weitere Jahre dort. Fotografieren lernte er als Autodidakt. Anschliessend studierte er an der Galperin-Fakultät für Fotokorrespondenten, die dem Verband der Journalisten der Stadt und der Region St. Petersburg angeschlossen ist. Doch offenbar gab es für ihn dort wenig zu lernen, nach einem halben Jahr fuhr er aufs Land «denn mir war klar, dass ich im Wald mehr lernen kann als im Auditorium». Seit der Reise in sein Heimatdorf 2012 beschäftigt er sich nur noch mit Fotos und Video. Er arbeitet fast ausschliesslich mit einer 35 mm Kamera und zeigt grobkörnige, meist kaum nachbearbeitete Schwarzweissabzüge.

Igor Elukov lebt in St. Petersburg und unterrichtet heute an der Fotografika/Academy of photojournalism und documentary photography. Er stellte u.a. in der Fotografika Gallery, St.Petersburg und in der Hoxton Gallery, London aus. 2016 wurde er mit dem Ian Parry Award for Potential ausgezeichnet.

Igor Elukov — North It gets brighter by noon. I know the sun is right behind the horizon; still it would not get any higher. It gets dark around 3 PM.
The wind clatters the dampers, howls in the chimney and opens the doors.
The light is shimmering.
The snow is drifting slowly.
The horses are hovering in twilight nervously, cuddling scrubby, shaggy, snowed up.
It is quiet outside. Totally quiet.
The wolves come closer to the village every day. They have slain a dog yesterday.
Water is shimmering in the well.
The wood is cracking in the stove.
Illumination is turned off.
The sky is clouded; it is so dark now, I can’t even see the white snow.
I died a long time ago. I starved for life.
I was permitted to witness these 40 days of polar night; not to participate, just to watch.