
Haiti – die endlose Befreiung
Ausstellung im Forum für Dokumentarfotografie: 20. Januar bis 31. März 2010
Haiti, der erste selbständige Staat Lateinamerikas, ist heute fast vollständig von der Unterstützung aus Geberländern, von internationalen Organisationen und von den Rimessen emigrierter Landsleute abhängig. In der ehemaligen französischen Kolonie, die im 18. Jahrhundert die einträglichste Überseebesitzung Europas war, herrscht heute bitteres Elend. Nach der Befreiung von der französischen Kolonialherrschaft haben in Haiti einheimische Eliten gegen das Volk regiert. Heute leben 80 Prozent der Bevölkerung mit weniger als zwei Dollar pro Tag unter der Armutsgrenze.
Im Auftrag der Zeitschrift DU reiste der Fotograf Thomas Kern mit dem Schriftsteller und Journalisten Hans Christoph Buch 1997 zum ersten Mal nach Haiti, um über das Leben in der Hauptstadt Port-au-Prince zu berichten. Seither ist Kern immer wieder in das Land zurückgekehrt. Er hat mit der Kamera den täglichen Kampf ums Überleben dokumentiert, diskret und doch ganz nah bei den Menschen. Die umfangreiche Serie von Schwarzweiss-Aufnahmen zeigt die Lebensbedingungen in einem der ärmsten Länder der Welt. Sie erzählt von den grossen Anstrengungen für einen ganz kleinen Erfolg und vom Ausweg in die spirituelle Welt des Vodou.
Thomas Kern, geboren 1965, arbeitete während seiner Ausbildung zum Fotografen in Zürich für verschiedene Studios in den Bereichen Mode-, Sach- und Industriefotografie. Ab 1989 war er ausschliesslich als Fotoreporter unterwegs, u. a. in Nordirland, Kurdistan, im Nahen Osten und im ehemaligen Jugoslawien. 1990 gründete er zusammen mit anderen Fotografen die Schweizer Fotoagentur Lookat Photos. Von 1998 bis 2006 lebte er als freischaffender Fotograf in San Francisco und kehrte anschliessend in die Schweiz zurück. Thomas Kern wurde zweimal mit dem World Press Award ausgezeichnet und erhielt mehrere Eidgenössische Stipendien. Seine Bilder sind in diversen Sammlungen vertreten.
«Kuratiert von Katri Burri»

Alexandra Blättler
Die Kunsthistorikerin und Kuratorin hat ihr Wissen und Können während dem Studium in unterschiedlichstem Umfeld bewiesen: so als Assistentkuratorin im migros museum für Gegenwartskunst Zürich, in der Kunsthalle St. Gallen sowie an der Biennale von Venedig. Von 2004 bis 2013 war Alexandra Blättler Kuratorin der Sitftung BINZ39 in Zürich. Von 2006 bis 2007 war sie im Fotomuseum Winterthur als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig. Im Anschluss daran war sie von 2007 bis 2008 am grossen Ausstellungsprojekt Shifting Identities zur zeitgenössischen Schweizer und internationalen Kunst des Kunsthaus Zürich kuratorisch beteiligt. Von 2010 bis 2012 hatte sie das *KURATOR-Stipendium der Gebert Stiftung für Kultur in Rapperswil inne. Seit 2012 ist sie als Kuratorin at large weiterhin für die Institution tätig. 2011 erhielt sie den Eidgenössischen Preis (Swiss Art Award) für Kunstvermittlung, nur zwei Jahre später das Stadtzürcher Stipendium für Kunstvermittlung. Gemeinsam mit Sabine Rusterholz hat sie 2014 die Klöntal Triennale ins Leben gerufen, die alle drei Jahre stattfinden soll. Ihr Fachwissen ist gefragt in nationalen und internationalen Jurierungen und Stiftungen. Seit 2019 leitet Alexandra Blättler die Sammlung des Kunstmuseums Luzern.
Bild: Dominik Zietlow/PD