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30.01.2015 - 21.03.2015

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Matthias Gabi (*1981 in Bern, lebt und arbeitet in Zürich) absolvierte 2013 seinen Master in Fine Arts an der ECAL, nachdem er 2007 das Diplom in Fotografie an der ZHdK mit Auszeichnung verliehen bekam. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit arbeitet er als Bibliothekar im Fotozentrum in Winterthur. 2014 gewann er u.a. das Atelierstipendium der Stadt Zürich. Gabi ist fasziniert von der Popularität, Verbreitung und der Macht, die dem Medium Fotografie seit jeher innewohnt. Insbesondere legt er seinen Fokus auf jenes Bildmaterial, welches uns ständig ungefiltert im Alltag begegnet. Es sind Bilder, die einen Reproduktionsprozess durchlaufen haben. Ferner sind es Bilder, die sich in unserem Gedächtnis festsetzen, ohne dass wir uns im Klaren wären, was das genau für einen Einfluss auf uns ausübt. Um zu solchen Bildern zu kommen, durchforstet Matthias Gabi die visuelle Welt mit archivarischer Gründlichkeit. Er sucht Bilder, die allgemein verständliche Codes der Darstellungsweise einhalten, und wählt aus. Dem Betrachter bleibt, die vorgesetzten Bilder mit den inneren Bildern abzugleichen. Die Idee, alles könne in schlagwortartige Bildtypen gefasst werden, wirkt starrsinnig. Wo ist das individuelle Detail, das Besondere? Und doch, die meisten Bilder funktionieren erstaunlich gut als Idealtypen. Es gelingt Matthias Gabi aus Hunderten von Bildern diejenigen auszuwählen, die unseren inneren Bildern entsprechen. Einmal mehr wird offensichtlich, wie stark wir von vor- und eingeprägten Mustern abhängig sind.

Für die Serie „Buchdruck“ arbeitet der Künstler seit 2005 mit gefundenen Fotografien aus Büchern und Zeitschriften. Aus seiner archivarischen Sammlung eignet er sich Bilder an, die er als Prototypen konventionalisierter Abbildungsweisen deklariert. Gabi greift in das Material mehrfach ein: Die Bilder, als gedrucktes Material bereits Reproduktionen, werden eingescannt, skaliert und erneut gedruckt. Martin Jaeggi schrieb zur Aneignung von Bildern bei Matthias Gabi folgende treffenden Zeilen: „Die Bilder sind freilich nicht als Medienkritik im herkömmlichen Sinn zu verstehen, die Bilder entzaubern und ihrer Wirkungsmacht berauben will, vielmehr scheinen sie getrieben von einer Liebe zum Bild, dem Wunsch, ihm eine Würde zurückzuerstatten, die absolute Gegenwart einer Ikone. Erst durch seine präzis durchdachte Inszenierung werden die Fundstücke zu Bildern in einem fast magischen Sinne, zu Totems der Jetztzeit. Ihre Gegenwart verweist nicht länger auf die Wirklichkeit, die ihnen vorausging, sondern nur noch auf sich selbst, für einen Moment mag es gar scheinen, als entwickle sich die Wirklichkeit in Nachahmung dieser Bilder.“ Ein weiteres Interesse gilt dem Ordnen und Bündeln von Sichtbarem. Matthias Gabi sucht nach zusammenfassenden Idealtypen, die auf Anhieb erkennen lassen, was dargestellt ist. Der Themenbereich scheint dabei nicht von Belang zu sein. Viel eher wirkt es, als könne alles, was in der Welt vorkommt, zu einem Bilderatlas zusammengefasst werden. Es ist eine „Verschlagwortung“ der Welt in Bildern.

Für die COALMINE entwickelt Gabi eine Ausstellung, die sich insbesondere mit seiner Sammlung an Bildern aus der Welt der Filme auseinandersetzt. Dabei fasziniert ihn der vielleicht unwichtigste und doch entschiedenste Moment einer Szene. Er lässt den Betrachterblick dort ruhen, wo er im Film niemals zum Stillstand gekommen wäre. Auch hier soll im Betrachtenden ein Bild-Gefühl, eine Bildstimmung anklingen, die er selber mit eigenen Vorbildern vergleichen kann. Die Portraits scheinen Zwischenmomente darzustellen. Vielleicht ist soeben etwas Schlimmes vorgefallen, oder eine Katastrophe steht kurz bevor. Gabi prüft diese Bilder erstmalig in einem Ausstellungskontext. Gleichzeitig ist Matthias Gabi in einer Gruppenausstellung der Gebert Stiftung für Kultur in Rapperswil-Jona zum Thema Bibliotheken vertreten. Unendliche Bibliothek, www.alte-fabrik.ch

Die Ausstellung wird von Alexandra Blättler kuratiert. Biografie (Auswahl)
2006: Gastsemester Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Thomas Ruff; 2014: Boesner, Lecture Performance, Milieu, Bern; Objet, Einzelausstellung, Milieu, Bern; Werk- und Atelierstipendien der Stadt Zürich, Gruppenausstellung, Helmhaus, Zürich; Surfaces – Neue Fotografie aus der Schweiz, Gruppenausstellung, Fotomuseum Winterthur. 2013: Practicalities, Gruppenausstellung, Basis, Frankfurt; Master Show, Gruppenausstellung, ECAL, Lausanne; Flowers for your Wedding Day, Lecture Performance, Past Vyner Street, London Spiele der Welt, Lecture Performance, Das Lehrerzimmer, PROGR. 2012: Sahara, Lecture Performance, SIC! Raum für Kunst, Luzern; Passenger Ships of the World, Past and Present, Lecture Performance, Galen (at AP News), Zürich Salon No. 1; Half-Time 2012, Gruppenausstellung, ECAL, Lausanne. 2011: Plat(t)form, Portfolio-Viewing, Fotomuseum Winterthur. 2010: Beauty, Einzelausstellung, SIC! Raum für Kunst, Luzern. 2007: Regionale 8, Gruppenausstellung, Kunsthaus Langenthal Diplomausstellung, ZHdK, Zürich. 2006: Ausstellung mit Katharina Fengler und Fabio Marco Pirovino, Zürcher Hochschule der Künste ZHdK; 2005: Regionale 7, Gruppenausstellung, Kunsthaus Langenthal.