
Buchvernissage und Lesung «Anzeichen der Verlässlichkeit»
18.00 Uhr: Kurzführung mit Beat Schweizer durch seine Ausstellung
18.30 Uhr: Lesung mit Urs Mannhart
Zur aktuellen Ausstellung «Beat Schweizer – Anzeichen der Verlässlichkeit» (19.10.–21.12.2018) in der COALMINE erscheint eine Publikation, die anlässlich der Buchvernissage in der COALMINE erstmals präsentiert wird:
Beat Schweizer: Mikhailovna Called (Michailovna hat angerufen), mit Texten von Urs Mannhaft, Sascha Renner, Tanja Achlomova, Mischa Danov, 184 Seiten, 94 Farb- und 27 S/W-Abb., Deutsch, Englisch, Russisch, Kehrer Verlag, 2018.
Immer wieder fährt Beat Schweizer in den äussersten Norden Russlands. Die Thematik der Isolation beschäftigt den Fotografen seit vielen Jahren. Wie lebt es sich in den polarnahsten Städten und Siedlungen dieser Welt? Und was hält die Menschen trotz scheinbar widriger Bedingungen dort? Beat Schweizers dreiteilige Werkserie gibt überraschende Antworten darauf. Sie erzählt von extremen Lebensbedingungen, aber auch von der Schönheit der Normalität und der Sehnsucht nach Freiheit.
Norilsk, die Stadt der Superlative: Die Minenstadt ist nicht nur die nördlichste Grossstadt, sondern auch die am meisten verschmutzte. Mit ihren gut bezahlten Arbeitsplätzen bietet sie ihren 175 000 Einwohnern die Aussicht auf Wohlstand. Dagegen finden in Dikson nur mehr wenige hundert Menschen ein Auskommen. Der Aussenposten der Zivilisation, der an 82 Tagen in der Polarnacht versinkt, galt in der Sowjetzeit als die nördlichste Stadt weltweit – heute hängen die Verbliebenen am Tropf des Staates. Teriberka ist die dritte Ansiedlung, die Beat Schweizer im Rahmen seines Langzeitprojekts dokumentiert hat. Auch hier führt er uns mit präzisem Blick und Feingefühl in die Lebenswelt ausgewählter Protagonisten ein.
Beat Schweizer registriert das Wesenhafte mit einer Nüchternheit, die immer wieder ins Poetische oder gar Fantastische mündet. Dabei beweist er ein waches Auge für Komik, Tragik und Absurdität – ein feines Sensorium für die Anomalien des Alltags. Entgegen einem von westlichen Vorurteilen durchsetzten Blick zeichnet er ein lebendiges, vielschichtiges Bild der Auswirkungen von klimatischen, politischen und ökonomischen Kräften auf den postkommunistischen Raum.

Sascha Renner
Sascha Renner (geb. 1973) ist ein in Zürich lebender Kurator und Autor. Seit 2016 Kurator und Leiter Kommunikation, seit 2018 stellvertretender Direktor der Fotostiftung Schweiz, Winterthur, Schweiz. Er erwarb den Master of Arts in Kunstgeschichte und Ethnologie an der Universität Zürich. 2001-2010 Kunstkritiker und Kunstredaktor beim „Tages-Anzeiger“ und „züritipp“. 2010-2013 Redaktorin für Bildende Kunst beim Schweizer Radio „SRF 2 Kultur“. 2012-2020 Kurator des Coalmine Forums für Dokumentarfotografie, Winterthur. Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung Erna und Curt Burgauer, Zürich, und der Stiftung Righini-Fries, Zürich. Seine Arbeit wurde mit dem Kunstvermittlungspreis der Stadt Zürich ausgezeichnet. Seine Interessen liegen in den Bereichen Storytelling, kuratierende Fotografie, Dokumentarismus und visuelle Kulturen. Er hat in Zeitungen, Magazinen und Katalogen über Fotografie und bildende Kunst publiziert und ist als Juror, Coach, Portfolioprüfer, Lehrer und Referent tätig.