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18.01.2019 - 06.04.2019

Product Placement

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Täglich begegnen wir Bildern, die ein konkretes Ziel verfolgen: Sie bewerben und ästhetisieren ein Objekt, beeinflussen bewusst oder unbewusst den Betrachtenden. Die ersten beiden Ausstellungen 2019 widmen sich unter dem Titel «Product Placement. Eine Ausstellung zum Bild zwischen Produktfotografie, Influencing und Kunst» und «Comfortable Gestures» jenen fotografischen Bildern, die sich in einem Zwischenraum bewegen. Die Ausstellerinnen und Aussteller verfolgen neben ihrer künstlerisch-unabhängigen Arbeit nicht selten auch eine kommerzielle Werbefotografie. 2004 zeigte das Fotomuseum Winterthur die Ausstellung Im Rausch der Dinge. Sie zelebrierte das 20. Jahrhundert als u.a. das Jahrhundert der Gegenstände. Die Kreation schöner, einfacher, elementarer, banaler, wichtiger und edler Dinge und die Darstellung ebendieser stand im Zentrum. Sie zeichnete den Weg der Dinge im 20. Jahrhundert nach, der vom haptischen Objekt zum immateriellen Image eines Dings reichte; vom Entwurf eines Gegenstandes, über seine Produktion, seinen Gebrauch im Alltag und in der Fantasie, bis zum Verkommen als Abfall, als Trash. Die für die COALMINE entwickelte Ausstellung nimmt diesen Ansatz rund 15 Jahre später wieder auf, nachdem die Dingfotografie durch Smartphone und Social Media eine radikale Prägung erfahren hat. 


PRODUCT PLACEMENT

In einer Kooperation zeigen Noha Mokhtar und Gregor Huber eine Auswahl von Siebdrucken aus der Serie American Standard. Die Bildsprache lässt erahnen, dass sie sich existierendem Bildmaterial bedienen, das sie einer amerikanischen online-Verkaufsplattform, die unterschiedlichste Produkte/Dinge einem potentiellen Käufer anzupreisen versucht, entnehmen. Durch Technik, Grösse und Rahmung geben sie den mit einer bestimmten Absicht, aber mehr schlecht als recht geschossenen Bildern eine zweites Leben (plus neue Aura), genauso, wie es den realen Objekten im besten Fall auch ergehen sollte. Hinter jedem Gegenstand verbirgt sich eine persönliche Geschichte (für uns nur erahnbar), was wiederum ein wichtiger soziologischer Ausgangspunkt für die Arbeit der beiden darstellt.
Die Arbeit von Matthias Gabi zeichnet sich durch eine präzise, bis ins Detail genau inszenierte Reflexion über das fotografische Bild aus: seit Jahren arbeitet er zu den Bedingungen der Bildproduktion, Bildzirkulation und Wissensvermittlung. Dies geht von den Anfängen der fotografischen Reproduktion über die grosse Zeit der Bildbände und Illustrierten bis heute, wo sich ein Printerzeugnis gewollt oder ungewollt immer als Gegensatz zum Digitalen, online Verfügbaren definiert. In seiner zweiten Serie Objets stellt sich der Künstler die Frage nach der Dreidimensionalität von Objekten und deren Reduziertheit oder Potential im „flachen“ fotografischen Bild. Wenn wir Bilder betrachten, besteht unser erster Reflex darin, sie nach dem zu klassifizieren, was wir bereits wissen, sie mit vertrauten Bildern zu vergleichen. Selten oder ungern setzen wir uns ungeniert einer Situation des Undefinierten aus.
Dominik Hodels Arbeit dreht sich seit je her um die Zirkulation von Bildern und der Medialisierung im Alltag. Heute mehr denn je navigiert ein Objekt/Subjekt zwischen Werbescreen, Plakatwand, Magazincover, social media Plattform und Fassadenbanner, um nur ein paar wenige Orte zu benennen. Hier lässt sich eine Kapitalisierung nachzeichnen, die über digitale Bilderproduktion- und Konsumation überhaupt erst möglich wurde. In seiner für die Ausstellung entwickelten Publikation verhandelt Hodel gekonnt Themen wie z.B. mediale Intimität oder das Abbild als Vorbild. In dem Moment, wo das fotografiert Objekt uns selber die Kamera entgegen hält, schliesst sich der Kreis und wir werden uns unserer eigenen Objekthaftigkeit bewusst.
Marc Asekhames Portraits zeigen kaum merklich zwei sich leicht unterscheidende Fotografien, die während eines Shootings im Bereich Fashion Design entstanden sind. Nur wer genau hinschaut, erkennt den feinen Unterschied — eine Sequenz aus einem Moment von genauester Inszenierung und Lichtführung, wobei vielmehr eine Aura oder Stimmung beworben wird, als ein klar zu identifizierendes Objekt.
Jiajia Zhang beobachtet u.a. mittels Fotografie den Alltag im städtischen sowie im privaten Raum. Sie interessiert sich für Texturen, Formen und Objekte und bringt diese in einer losen Narration zusammen. So treffen z.B. vorgefundene Situationen auf konstruierte Realitäten, ohne dabei dem Betrachter eine klare Lesart vorgeben zu wollen. Die hier präsentierten Fotografien entstanden so z.B. in einem Fashion Store oder aber in einem Bankgebäude und zitieren die Sprache der Schnappschuss-Ästhetik. Durch das Zusammentragen immer wieder ähnlicher Gegenstände oder Blickwinkel legt die Künstlerin sozusagen ein Typologie an.
Manon Wertenbroek
präsentierte vor rund zwei Jahren in einer Einzelausstellung der Coalmine Hochglanzfotografien, die mittels Spiegelpapier und Computerbildschirm-Licht geschaffen wurden. Für die Ausstellung entwickelte sie zwei auf Latex gedruckte Bildwelten, die auf einen kommerziellen Auftrag von Swiss Textiles zurück gehen. So lassen sich durchaus abstrahierte Faltungen und Oberflächen erkennen, die wiederum durch das gewählte Material, dessen Bearbeitung und die spezifische Hängung das ursprünglich Objekthafte unterstreichen. 

Zusätzlich zu den beiden Ausstellungen findet ein Instagram-Special von @werktitel statt, kuratiert von Frank Hyde-Antwi.